FILSER CHRONIK
1963-2015

DIE FILSER-BUAM
50 Jahre Filser-Buam. Da lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Und zu schauen, wie alles anfing mit dieser legendären Stammtischrunde, die bis heute das bayerische Brauchtum pflegt, fördert und lebt.
Am Anfang waren es sieben jugendliche Mannsbilder, die sich gerne auf a Maß oder auch zwei im Biergarten des Augustiner Kellers trafen. Dabei wurde viel über Gott und die Welt philosophiert. Aber man sah sie genauso oft im ehemaligen Rheinhof am Hauptbahnhof sitzen wie auch im Partykeller des Stammtischbruders Artur Eberheißinger. Und es war einer dieser geselligen Abende anno 1963, bei denen Artur Eberheißingers Vater vorbeischaute und die alles entscheidenden Worte sagte: „Ihr sitzt hier und red's daher, wie dem Filser seine Buam."
Er meinte natürlich die von Ludwig Thoma geschaffene, legendäre Person des königlich, bayerischen Landtagsabgeordneten Josef Filser, der als schlitzohriger, aber gescheiter oberbayrischer Bauer beschrieben wurde. Die sogenannten „Filser-Briefe" gelten heute als bayerisches Kulturgut.
Die sieben Stammtischbrüder Walter Pickl, Adi Frieser, Herger Schneider, Anton Kirchdorfer, Heinz Islinger, Josef Wenshofer und natürlich Artur Eberheißinger waren sich sofort einig und nannten sich fortan die „Filser-Buam".





















Bis sie sich jedoch entschlossen, einen Verein zu gründen, vergingen noch zwei Jahre. In diesen Zeiten feierten die Filser-Buam rauschende Feste im Rheinhof. Und wurden zu den berühmtesten Maibaum-Räubern Münchens als sie doch tatsächlich die Frechheit besaßen, den Maibaum vom berühmten Viktualienmarkt zu verschleppen. Schon damals wusste auch die Münchner Prominenz die Filser-Feste sehr zu schätzen.
1965 war es endlich soweit und aus der Stammtischrunde wurde „Die Filser-Buam e.V. zur Erhaltung, Pflege und Förderung bayerischen Brauchtums". Mit der Eintragung ins Vereinsregister wollte man auch den Namen Filser-Buam schützen, der mittlerweile weit über die Grenzen Münchens hinaus bekannt war.
Ihre Feste waren fortan kein Geheimtipp mehr, und ein jeder wollte mit den Filser-Buam feiern. Die Folge: ein stets ausverkauftes Haus. Und das ist bis heute so. Dazu beigetragen hat aber auch, dass die heißbegehrten Filser-Karten nur über einen Filser selbst bezogen werden können. Und die sind bekanntlich handverlesen.
Den ersten großen Filser-Ball feierten sie anno 1968 im Löwenbräukeller. Nur ein Jahr später luden die Filser-Buam wieder in „die Höhle des Löwen", frei nach Ludwig Thoma zum „Fasching in Altaich". Und schon damals wussten sie ihre „bayerischen Gäste" mit einer Mitternachtsshow zu überraschen. Ob klassisch, urkomisch oder politisch, die Akteure sind bis heute immer die Filser-Buam selbst sowie enge Freunde und ein bayerischer Showteil fehlt natürlich auch nicht.
Von 1978 bis 1983 mussten die Filser vorübergehend ins Exil mit ihrem Ball. Schuld war der damalige Wirt des Löwenbräukellers, der den vorletzten Faschingsfreitag schon verplant hatte. Bei so was verstehen die Filser-Buam keinen Spaß. Kurzerhand zogen sie um ins Hofbräuhaus. Denn der vorletzte Faschingsfreitag gehört den Filser-Buam. Und dies ist bis heute so.
Ein absolutes Highlight in der Geschichte der Bälle war mit Sicherheit das Fest von 1979, das unter dem Motto „Die Krönung" (gemeint war die Krönung des afrikanischen Potentaten Bokassa als witzige, politische Satire) lief. Dagobert Dohn, seines Zeichens TZ-Journalist und ein enger Freund der Filser-Buam, schrieb in seinem Bericht: „Der Münchner Fasching dauert zwar noch neun Tage – aber seine Krönung hat er wohl schon erlebt. Der Ball der Filser-Buam, mit dem sie über tausend Gäste begeisterten, war so saukomisch, dass es komischer eigentlich kaum noch geht..." Daraufhin verlieh die TZ den Filser-Buam die „Silberne Rose" für die beste Bühnendarstellung des Jahres.
Einen wichtigen Moment in der Chronik der Filser stellt auch das Jahr 1995 dar. Denn die Buam kehrten endgültig in den Löwenbräukeller zurück, ihre angestammte Heimat. Zugleich sorgten aber die damaligen Jung-Filser für eine kräftige Auffrischung unter den gestandenen Filser-Buam. Denn mit ihnen kamen nun auch viele Jüngere zu den Bällen. Und dies ist bis heute so geblieben. Feiert doch auf keinem Münchner Faschingsfest Alt und Jung so ausgelassen und fröhlich miteinander wie bei den Filser-Buam.
So legendär und berühmt ihre bayerischen Faschingsfeste auch sind, der Filser-Kalender hat wesentlich mehr Termine aufzuweisen. Ob die mehrtägigen Ausflüge, die Starkbier- und Herbstfeste mit ehemals Theateraufführungen, die Wiesnausflüge, das Filser-Schießen, die Weihnachtsfeiern mit bayerischen Lesungen, der Trachtenumzug oder eben die geselligen Abende, so wie die Stammtischrunde und die Freundschaften über die Jahre gewachsen sind, umso lebendiger wurde das Filser-Leben. Und dazu gehören auch ihr soziales Engagement wie auch die Pflege des bayerischen Brauchtums – und das seit 50 Jahren.